Die Risikofaktoren

Meist entsteht eine Thrombose nur, wenn verschiedene Faktoren zusammentreffen. Dazu gehören Verletzungen der Gefäßwand, ein verlangsamter Blutfluss – meist bedingt durch eine Bewegungseinschränkung – sowie eine gestörte Blutgerinnung. Je mehr Faktoren zusammentreffen, desto größer ist das Thromboserisiko.

Die Risikofaktoren lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Man unterscheidet zum einen die so genannten Akut-Risikofaktoren. Hierunter werden alle kurzfristig auftretenden Ereignisse zusammengefasst, die zu einem plötzlichen Anstieg des Thromboserisikos führen. Daneben gibt es die Basis-Risikofaktoren. Darunter versteht man bestimmte Anfälligkeiten für eine Thrombose, die der Patient mit sich bringt und die ein bestehendes Akut-Risiko zusätzlich erhöhen.

 

Operationen

Bei jedem operativen Eingriff lässt es sich nicht vermeiden, dass auch Blutgefäße beschädigt werden, wodurch die natürliche Blutgerinnung in Gang gesetzt wird. Das Blut hat somit eine erhöhte Gerinnungstendenz, unabhängig davon, ob es sich um eine kleinere ambulante oder eine größere Operation mit Krankenhausaufenthalt handelt. Deshalb ist es erforderlich, dass der Patient im Rahmen einer Operation Heparin zur Thrombose-Prophylaxe erhält. Nach der Operation sollte die Prophylaxe so lange fortgeführt werden, bis die volle Beweglichkeit wie vor dem Eingriff wiederhergestellt ist. Hier ist es wichtig, auch beim Übergang in eine ambulante, hausärztliche Behandlung das Risiko im Auge zu behalten und gegebenenfalls mit der Prophylaxe fortzufahren.

Gipsverbände

Auch Gipsverbände begünstigen die Entstehung einer Thrombose. Der Gipsverband schränkt die Bewegung ein und blockiert damit die Wadenmuskelpumpe. Die so entstehende Ruhigstellung (beispielsweise eines Beines) verlangsamt den Blutfluss. Das Blut sammelt sich in den Beinvenen, es wird nicht aktiv und schnell weggepumpt, so dass das Thromboserisiko steigt.

Akute Infektionen und Entzündungen

Auch internistische Erkrankungen wie Infektionen, grippale Infekte, akute Bronchitiden oder eine Lungenentzündung können Auslöser für die Entstehung einer Thrombose sein. Der Entzündungsprozess aktiviert nicht nur die weißen Blutkörperchen zur Infektbekämpfung, sondern verstärkt auch die Gerinnungsneigung des Blutes. Hinzu kommt, dass diese Erkrankungen häufig von weiteren Risikofaktoren wie Immobilität und Flüssigkeitsmangel begleitet werden.

Eingeschränkte Mobilität

Bei einem gesunden Menschen wechseln sich Ruhe und Bewegung ab. Auf diese Weise wird der Blutfluss immer wieder angeregt. Wer krankheitsbedingt zu einer vorübergehenden Bettruhe gezwungen wird, bei dem fehlt die regelmäßige Aktivierung des Blutstroms. Das Risiko für eine Thrombose steigt. Sowohl bei chirurgischen Erkrankungen als auch bei internistischen Erkrankungen spielt gerade das Wechselspiel zwischen der Aktivierung des Gerinnungssystems und der krankheitsbedingten körperlichen Schonung eine große Rolle. Mit zunehmendem Ausmaß und der Dauer der Immobilität steigt das Thromboserisiko.

Alter

Das zunehmende Alter stellt einen Risikofaktor für eine venöse Thrombose und Lungenembolie dar, deren genaue Ursache nicht klar ist. Angenommen wird, dass das zunehmende Alter mit einer Einschränkung der körperlichen Aktivität einhergeht. Aber auch die physiologischen Schutzmechanismen der Gefäßwände altern. Dies führt dazu, dass ab der fünften und sechsten Lebensdekade das Risiko sowohl für die Thrombose als auch für die Lungenembolie ansteigt. In den aktuellen Empfehlungen zur Thromboseprophylaxe wird sogar darauf hingewiesen, dass schon bei einem Alter ab 40 Jahren im Zusammenhang mit anderen Risikofaktoren eine Thrombosegefahr besteht und über Vorbeugemaßnahmen nachgedacht werden sollte.

Thrombose in der eigenen oder familiären Vorgeschichte

Eine bereits stattgehabte Thrombose oder Lungenembolie in der eigenen Krankheitsgeschichte ist immer ein Indiz für eine erhöhte Gerinnungsneigung. Die Wahrscheinlichkeit, erneut eine Thrombose oder Embolie zu erleiden, ist dann stark erhöht. Kommt zu dieser Disposition kurzfristig noch eines der genannten Akut-Risiken (Operation, akute Infektion etc.) hinzu, sollte unbedingt über eine vorbeugende Maßnahme nachgedacht werden.
Neben der eigenen Krankheitsgeschichte ist auch eine familiäre Vorbelastung ein Signal für ein erhöhtes Thromboserisiko. Denn Störungen der Blutgerinnung können angeboren sein. Für einzelne Gendefekte besteht für Blutsverwandte ersten Grades, das sind Kinder, Eltern und Geschwister, eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit ebenfalls Merkmalsträger zu sein. Bei den genetischen Störungen sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen.

Selbst wenn keine angeborenen Gerinnungsstörungen bekannt sind, kommt der familiären Belastung (stattgehabte Thrombose bei Blutsverwandten) eine Bedeutung für das Risiko zu.

Risikofaktor „Pille“

Die in der Anti-Baby-Pille enthaltenen Hormone, besonders das Östrogen, wirken auf die Blutgerinnung, indem sie diese leicht aktivieren. Außerdem verändern sich unter Hormongabe die Fließeigenschaften des Blutes, die Druckverhältnisse in den Blutgefäßen sowie die Venenwände. Dies alles kann die Entstehung einer Thrombose, Thrombophlebitis oder Lungenembolie fördern.

Schwangerschaft

In der Schwangerschaft besteht ein ebenfalls erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Blutgerinnsels. Die Gründe dafür sind vielfältig. Veränderungen im Hormon- und Eiweißhaushalt sind notwendig, um die Entwicklung der gefäßreichen Placenta (Mutterkuchen) zu ermöglichen, beeinflussen aber gleichzeitig die Blutgerinnung. Der Hormoneinfluss führt auch zur Erweichung des Bindegewebes, damit sich unter der Geburt der Geburtskanal dehnen kann. Als Nebeneffekt werden die Venenwände geschwächt und verlieren einen Teil ihrer Elastizität. In den letzten Schwangerschaftsmonaten kommt ein erhöhter Druck der Gebärmutter auf die Venen hinzu. Dadurch wird das Blut in den Beinen gestaut. Alle Faktoren zusammen erklären, warum gerade in der Schwangerschaft Thrombose auftreten und die Lungenembolie die häufigste Ursache für Todesfälle in der Schwangerschaft ist.

Hormonsubstitution in den Wechseljahren

Bei starken Symptomen in den Wechseljahren kann der Arzt zum Ersatz der abnehmenden Hormonspiegel Hormone verschreiben. Diese haben aber ähnlich wie die Anti-Baby-Pille Auswirkungen auf die Blutgerinnung, indem sie deren Aktivität steigern. Die Thrombose-Gefahr ist jedoch auch von der Art des Hormon-Präparates sowie vom Vorhandensein weiterer Risikofaktoren (erhöhte Blutwerte, Venenleiden, bereits durchgestandene Thrombose) abhängig. Wenn eine Thrombose oder Lungenembolie aktuell besteht oder erst vor wenigen Monaten bis Jahren bestanden hat, sollten keine Hormone eingenommen werden.

Eingeschränkte Bewegung und Hitze

Stundenlanges Sitzen mit angewinkelten Beinen, beispielsweise bei Fernreisen, erhöht die Gefahr einer Thrombose. Bereits vier Stunden Sitzen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit der Beine können ausreichen, um eine Thrombose entstehen zu lassen. Hiervon sind vor allem Menschen mit zusätzlichen Risikofaktoren betroffen.