Maßnahmen zur Vorbeugung

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen zur Vorbeugung von Thrombosen und Lungenembolien bei akuten Erkrankungen beziehungsweise in Risikosituationen. Da jede Einschränkung der normalen Bewegungsfähigkeit die Gefahr der Entstehung tiefer Beinvenenthrombosen und Lungenembolien in sich birgt, sollte unnötige Immobilisation vermieden werden. Dies gilt für jede Art von körperlicher Schonung, beispielsweise bei einer Grippe, bei Bettlägerigkeit nach Operationen oder im Zusammenhang mit einem Schlaganfall. Dies gilt sowohl im Krankenhaus als auch zu Hause, wenn der Hausarzt ambulant behandelt.

Neben allgemeinen Maßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, aktive Bewegungsübungen und frühzeitige Mobilisation gibt es auch medikamentöse Maßnahmen zur Prophylaxe von Thrombosen und Lungenembolien.

Übungen des Kreislaufs, der Atmung und der Muskelpumpe können der Entstehung einer Thrombose entgegenwirken.

Kreislaufübungen

Durch die Anregung des Kreislaufs und die Pulsbeschleunigung kommt es zu einer Steigerung der Blutströmungsgeschwindigkeit. Wird die Fließgeschwindigkeit in den Blutgefäßen erhöht, verringert sich die Gefahr einer Blutgerinnselbildung. Dadurch wirken Kreislaufübungen der Entstehung einer Thrombose entgegen.

Atemübungen

Zu einer umfassenden Thromboseprophylaxe gehört eine gute Atemtechnik. Besonders wirkungsvoll sind dafür Atemübungen. Sie sorgen unter anderem zur Hilfenahme der Bauchmuskulatur für eine durchgängige Belüftung sämtlicher Lungenanteile. Gleichzeitig kommt es zu einer Sogwirkung auf das Blut des Bauchraums und der Oberschenkel sowie zu einer Steigerung des Blutflusses. Die Übungen wirken so der Entstehung einer Thrombose entgegen.

Aktivierung der Muskelpumpe

Durch wechselnde Anspannung der hinteren und vorderen Wadenmuskulatur ist eine gezielte Aktivierung der Wadenmuskelpumpe möglich. Durch diese Muskelpumpenaktivität wird verhindert, dass das Blut in den Venentaschen der Unterschenkelvenen verklumpt und eine Gerinnselbildung auslöst.

Verbringen Sie den größten Teil des Tages im Sitzen oder Stehen? Dann sollten Sie darauf achten, Ihre Unterschenkelmuskulatur mehrmals am Tage aktiv zu betätigen. Es reicht, wenn Sie sich dazu mehrmals von Zeit zu Zeit abwechselnd auf die Zehenspitzen und Fersen stellen. Natürlich lässt sich diese Übung auch im Sitzen durchführen. Dazu setzen Sie sich bitte entspannt auf einen Stuhl. Nun werden die Fersen und die Zehen im Wechsel gegen den Boden gedrückt, 20 mal insgesamt, das heißt, jeweils 10 mal im Wechsel mit beiden Füßen gleichzeitig.

Prophylaxe durch Kompression der Venen

Kompression („Zusammendrücken“) der Venen kann durch Anti-Thrombose-Strümpfe oder Beinwickel erreicht werden. Durch die Kompression der oberflächlichen Venen kommt es zu einem erhöhten Blutabfluss durch die tieferen Gefäße. Als Folge können sich Blutgerinnsel nicht so leicht in den gut durchbluteten Gefäßen festsetzen. Zu beachten ist dabei eine gute Passform der Strümpfe. Ein gut angepasster Strumpf wirft keine Falten und führt nicht zu Druckstellen an der Haut. Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe sind bereits eine fest etablierte Maßnahme im stationären Bereich, in der häuslichen Langzeitpflege halten sie mehr und mehr Einzug.

Wann sollten Sie keine Strümpfe verwenden?

Bei offenen, womöglich infizierten Wunden an den Beinen sind Strümpfe nicht anzuraten; ebenso wenig bei bekannten arteriellen Durchblutungsstörungen der Beine und diabetischer Polyneuropathie (Nervenentzündung in Zusammenhang mit Blutzuckererkrankung).

Medikamentöse Prophylaxe durch Hemmung der Blutgerinnung

Wichtigste und wirkungsvollste Maßnahme bei Risikopatienten ist die medikamentöse Thromboseprophylaxe. Hier werden gerinnungshemmende Medikamente eingesetzt. Weitgehend durchgesetzt haben sich niedermolekulare Heparine (NMH), die im Vergleich zu klassischem unfraktioniertem Heparin (UFH) durch eine einfache Anwendung und Dosierbarkeit sowie bessere Verträglichkeit überzeugen. NMH und UFH wirken blutverdünnend und beugen so der Thrombosebildung vor. NMH muss oberflächlich ins Fettgewebe (subkutan = kurz unter die Haut) gespritzt werden – in der Regel in eine Hautfalte des Bauches. Da Heparinmoleküle lange, zuckerähnliche Ketten enthalten, können sie nicht in Tablettenform gegeben werden. Im Verdauungstrakt würden sie zerstört. Um den Verdauungstrakt zu umgehen, ist das Spritzen ins subkutane Fettgewebe notwendig. Die Anwendung ist relativ schmerzfrei. Bei niedermolekularen Heparinen reicht eine Gabe einmal pro Tag aus.

Während und nach einer Operation erhalten Patienten beispielsweise vorsorglich niedermolekulares Heparin. Diese Prophylaxe sollte so lange fortgesetzt werden, bis kein erhöhtes Thromboserisiko mehr besteht. Bei kleineren Operationen genügt oft schon eine Thromboseprophylaxe von einigen Tagen. Steht jedoch eine größere Operation bevor, beispielsweise ein Knie- oder Hüftgelenksersatz, empfiehlt es sich, die Prophylaxe mit gerinnungshemmenden Medikamenten über mehrere Wochen beizubehalten. Untersuchungen dazu haben gezeigt, dass viele Thrombosen und Lungenembolien erst nach der Entlassung aus der Klinik auftreten, da das Thromboserisiko nach einer größeren Operation noch wochenlang anhalten kann. Die Dauer einer Heparinanwendung wird vom Arzt festgelegt.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um Ihr individuelles Thromboserisiko zu erfahren und besprechen Sie die für Sie notwendigen und sinnvollen Vorbeugemaßnahmen.

In welchen Fällen auch außerhalb operativer Eingriffe eine Thromboseprophylaxe sinnvoll und notwendig ist, entscheidet Ihr Arzt unter Berücksichtigung aller in Frage kommenden, ganz persönlichen Risiken.

Selbstinjektion mit der Fertigspritze

Sollte Ihr behandelnder Arzt sich zur Verabreichung einer medikamentösen Thromboseprophylaxe entscheiden, wird er Ihnen in den meisten Fällen ein niedermolekulares Heparin (NMH) verordnen. NMH wird mit Hilfe einer Spritze ins Fettgewebe kurz unter die Haut (subkutan) gespritzt – in der Regel in eine Hautfalte des Bauches. Im Krankenhaus verabreicht meist das Pflegepersonal die Spritze, aber auch zu Hause ist die Gabe einer Thromboseprophylaxe durch eine subkutane Heparin-Spritze problemlos möglich. Im Falle einer Operation ist es beispielsweise manchmal notwendig, bereits zu Hause vor der Operation mit der Prophylaxe zu beginnen beziehungsweise diese nach dem Eingriff noch für einige Zeit weiterzuführen. Sehr gut geeignet für die Anwendung im häuslichen Bereich sind entsprechende Fertigspritzen, in denen das niedermolekulare Heparin bereits fertig dosiert zur Injektion bereitsteht.

Einfach vorbereitet und gespritzt: Subkutan Spritzen lernen

Als Injektionsort eignen sich die Haut der vorderen seitlichen Bauchwand sowie die Haut an der Außenseite des Oberschenkels oder Oberarms. Die Einstichstelle wird zunächst desinfiziert. Sollte sich nach dem Abziehen der Sicherheitskappe ein Tropfen auf der Spitze der Nadel befinden, diesen abschütteln – nicht mit den Fingern oder einem Gegenstand abstreifen, da dadurch die Nadel verunreinigt werden kann! Zwischen Daumen und Zeigefinger wird eine Hautfalte gebildet. Die Nadel wird nun senkrecht eingestochen und der Länge nach eingeführt. Auf diese Weise gelangt die Nadelspitze an die richtige Stelle, in das so genannte Unterhautfettgewebe. Jetzt muss der Kolben der Spritze langsam heruntergedrückt werden, bis die gesamte Flüssigkeitsmenge im Gewebe ist. Dann die Spritze wieder senkrecht herausziehen. Anschließend die Hautfalte noch zwei, drei Sekunden festhalten und erst dann langsam loslassen.

Unter Umständen entsteht an der Einstichstelle ein “blauer Fleck”, ein kleiner Bluterguss. Dies ist normal und sollte Sie nicht beunruhigen.