Kerstin Protz vom Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP)

Daten einer aktuellen Studie weisen darauf hin, dass die Fähigkeiten von Pflegefachkräften in der Anlage von Kompressionsbandagierungen durch Schulungsmaßnahmen in Teilbereichen effizient und nachhaltig gesteigert werden können. Kerstin Protz vom Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf evaluierte in dieser sektorenübergreifenden Untersuchung die Entwicklung der Kompetenz von Versorgern aus dem klinischen und dem ambulanten Bereich. Sie beobachtete, dass sich die Kenntnisse der Teilnehmer im Anschluss an eine Schulungsmaßnahme signifikant verbesserten und sich auch bei weiteren Folgeuntersuchungen nach einem und nach zwei Monaten auf einem höheren Niveau befanden, als zu Beginn.

Die Kompressionstherapie ist ein Grundpfeiler in der Versorgung von Menschen mit Ulcus cruris venosum, besser bekannt als das „offene Bein“. Diese chronische Wunde entsteht infolge einer Venenschwäche, bei der das venöse Blut nicht mehr den gewohnten Weg durch die Gefäße der Beine zurück zum Herzen nimmt und regelrecht innerhalb der unteren Beinvenen „versackt“. Die Folge ist eine Belastung der Haut durch Spannung und Ansammlung von Schlackenstoffen bei gleichzeitiger Schwächung der Integrität des Gewebes aufgrund von Unterversorgung. Nun können sich kleine Verletzungen zu komplexen, schwer heilenden Wunden entwickeln. Etwa 1 % des Gesundheitsbudgets westlicher Länder wird für die Versorgung von Menschen mit chronischen Beinwunden aufgewendet. Die Kompressionstherapie wirkt der Venenschwäche durch äußeren Druck effektiv entgegen und bietet so die Voraussetzung für die Wundheilung. Im deutschsprachigen Raum werden entsprechende Kompressionsbandagierungen meist mit unelastischen Binden durchgeführt, deren Dehnungsvermögen unter 100 % liegt, sogenannten Kurzzugbinden.

Die Anlage solcher Kompressionsbandagierungen ist Aufgabe der Pflege und entsprechende Kenntnisse werden bei Pflegefachkräften vorausgesetzt. Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass ein Großteil der Versorger diese Bandagierungen nicht sachgerecht ausführt und somit die Basis für die Wundheilung oftmals nicht vorhanden ist. In der Folge verlängern sich die Heilungsverläufe, die Lebensqualität der Betroffenen mindert sich und die Kosten für das Gesundheitssystem steigen an. Protz konnte mit ihrer Studie nachweisen, dass diesen Konsequenzen mit Schulungsmaßnahmen effizient und nachhaltig entgegengewirkt werden kann. Allerdings zeigte sich, dass Pflegefachkräfte große Schwierigkeiten haben, den therapierelevanten Druck (40-60 mmHg) zuverlässig zu erzeugen, der für die Volumenminderung im Venensystem erforderlich ist. Ihre Studie trägt den Titel „Increasing competence in compression therapy for venous leg ulcers through training and exercise“ und erschien im Januar in der dermatologischen Fachzeitschrift Wound Repair and Regeneration.

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Schulungen erhöhen die Kompetenz in der Kompressionstherapie