(Berlin) Vom 30.09.2021 bis zum 02.10.2021 fand in Berlin die 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e. V. statt. Die Thrombose-Initiative e.V. gestaltete im Rahmen des wissenschaftlichen Programms eine Sitzung zum Thema Rauchstopp.

Herr Prof. Andreas, Chefarzt der Lungenfachklinik Immenhausen und Mitautor der S3-Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung“, eröffnete die Sitzung und erläuterte die Empfehlungen eben dieser Leitlinie. Herr Prof. Münzel, Direktor der Klinik für allgemeine und interventionelle Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin der Universitätsklinik Mainz, präsentierte dann seine Vorstellungen zum Schadenspotential von E-Zigaretten. Herr Prof. Kröger, Chefarzt der Klinik für Angiologie am HELIOS Klinikum in Krefeld, stellte die Nutzung der schadstoffreduzierten Alternativen wie E-Zigarette und Tabakerhitzer als eine Option der Schadensminderung für Raucher/innen vor, die trotz aller empfohlenen evidenzbasierten Maßnahmen nicht vom Rauchen wegkommen.

Schadstoffreduzierte Alternativen – ein heiß diskutiertes Thema

Insgesamt war die Sitzung mit etwa 40 Teilnehmern gut besucht. Nach der Vorstellung der Präsentation erfolgte eine zum Teil hitzige Diskussion zwischen zwei Lagern. Auf der einen Seite gab es große Unterstützung dafür, dass die Aktivitäten zum Rauchstopp für Patienten mit Gefäßerkrankungen intensiviert werden müssen. Auf anderen Seite gab es eine vehemente Zurückhaltung gegenüber den schadstoffreduzierten nikotinfreisetzenden Produkten wie E-Zigaretten und Tabakerhitzern. Eine echte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Produkten fand bedauerlicherweise nicht statt. Insbesondere wurde der internationale Konsens über die im Vergleich zu Verbrennungszigaretten signifikante Schadstoffreduktion dieser Alternativprodukte in Frage gestellt und der Cochrane-Review zur Rolle von E-Zigaretten bei der Entwöhnung vom Zigarettenrauchen als unwissenschaftlich bezeichnet. Von mehreren Diskussionsteilnehmern/innen wurde behauptet, dass ihre Patienten nach entsprechender persönlicher Aufklärung alle mit dem Rauchen aufhören. Diese subjektive Bewertung des Problems widerspricht der Tatsache, dass es in Deutschland eine seit Jahren unverändert hohe Raucherquote von ca. 28% (DEBRA-Studie) und damit immer noch ca. 17 Mio. Raucher/innen gibt, von denen ein Großteil an einem Rauchstopp nicht interessiert ist.

Experten fordern WHO zum Umdenken auf

Diese diskrepante Wahrnehmung und der Umgang mit dem Thema Schadstoffreduktion spiegelt sich in einer aktuellen Auseinandersetzung mit der WHO wider. So haben 100 Fachleute in einem offenen Brief an Heads of Delegation Parties to the Framework Convention on Tobacco Control Ninth Conference of the Parties am 18 Oktober 2021 gefordert, dass die WHO ihre ablehnende Haltung gegenüber schadstoffreduzierten elektrischen nikotinfreisetzenden Produkten zu Gunsten einer verbesserten Raucherentwöhnung überdenken soll.