Anfang 2020 verursachte SARS-CoV-2 eine weltweite Pandemie namens COVID-19. Ein durch COVID-19 verursachter hyperkoagulabler Zustand, der zu einer Aktivierung der Gerinnungskaskade und zu einer Lungenembolie (PE) führt, wurde als wichtiger Verlauf bei Patienten beschrieben. Im Jahr 2020 berichteten die ersten Gruppen über eine kumulative Inzidenz der PE von insgesamt 24 % (95 % CI 17-32 %) bei Patienten mit COVID-19-Pneumonie, 50 % (30-70 %) auf der Intensivstation und 18 % (12-27 %) bei anderen Patienten.
Die Internationale Gesellschaft für Thrombose und Hämostase (International Society on Thrombosis and Haemostasis, ISTH) und die Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (American Society of Hematology, ASH) empfahlen eine prophylaktische Antikoagulation, aber die optimale Dosierung blieb ungewiss. Im Jahr 2021 wurde nach der Einführung spezifischer Impfstoffe über eine Zunahme von Hirnvenen-/Venensinusthrombosen mit Thrombozytopenie-Syndrom nach der COVID-19-Impfung berichtet. Frühe Studien haben auch eine Infektion mit dem Coronavirus 2019 (COVID-19) mit einem erhöhten Risiko für ischämische Schlaganfälle und akute Myokardinfarkte (MI) in Verbindung gebracht. Andere Studien berichteten, dass die Zahl der Einweisungen wegen eines Herzinfarkts während der COVID-19-Pandemie deutlich zurückging, während gleichzeitig die Zahl der Todesfälle und der Komplikationen gestiegen ist. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Patienten mit pAVK war ebenfalls rückläufig.
Santosa et al. haben sich Auswirkungen von COVID 19 auf Krankenhausaufenthalte wegen verschiedener thromboembolischer Erkrankungen in Deutschland systematisch angeschaut und die Hospitalisierungsraten für thrombotische venöse und arterielle Erkrankungen in den Jahren 2020 und 2021 der COVID-19-Pandemie mit dem vorhergehenden 3-Jahres-Zeitraum von 2017 bis 2019 verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zahl der Krankenhaus-einweisungen für Lungenembolien (LE), Lebervenenthrombosen (LVT), Budd-Chiari-Syndrom (BCS), Myokardinfarkt (MI) und embolischen Schlaganfall (ES) vor der COVID-19-Pandemie ziemlich konstant waren. Die Anzahl der Fälle für tiefe Beinvenenthrombose (TVT) und für akute periphere arterielle Embolien und Thrombosen (PET) waren tendenziell bereits vor der
Pandemie rückläufig, und die für Sinusvenenthrombose (SVT) waren tendenziell schon steigend.
Im Jahr 2020 war die absolute Zahl aller Krankenhausaufenthalte um 13,8 % niedriger als im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Entgegen diesem Trend lagen die Hospitalisierungsfälle für SVT, BCS und ES innerhalb des 95 %-Konfidenzintervall (KI) der drei Jahre vor COVID-19, für PE, DVT, LVT, MI und PET waren sie niedriger. Im Jahr 2021 war die absolute Zahl aller Krankenhausaufenthalte um 14,6 % niedriger. Entgegen diesem Trend lag die absolute Zahl der Krankenhauseinweisungen für PE, SVT und ES über der oberen Grenze des 95%-KI der drei Jahre vor COVID-19. Der Anstieg der PE im Jahr 2021 betraf die Altersgruppe der 50- bis 80-Jährigen, der Rückgang bei MI und PET die Altersgruppe der 70- und 85-Jährigen. Der Anstieg der SVT betraf alle Altersgruppen.
Die Analyse zeigt, dass die COVID-19-Pandemie nicht alle venösen und arteriellen Erkrankungen gleichermaßen beeinflusst hat.
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Quelle: Santosa F, Jimenez Bardales WC, von Beckerath O, Hohls M, Kröger K (2023) Impact of COVID 19 on Hospitalization for Thromboembolic Diseases in Germany. Curr Trends Intern Med 7: 193. DOI: 10.29011/2638-003X.100093