K. Kröger

Die Verordnung von manueller Lymphdrainage (MLD) ist nicht nur spezifisch für Patienten mit einem Lymphödem vorgesehen. Sie kann auch bei anderen Krankheitsbildern wie dem Lipödem oder der Adipositas und einem postoperative Ödem oder einem Ulcus cruris erfolgen.

Was die Kosten treibt, scheint aber niemanden zu interessieren. Laut der Seite www.gkv-heilmittel.de sind die Ausgaben im Jahre 2022 um 11,5 % gestiegen. Die absoluten Ausgaben für MLD zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) betragen mittlerweile 1,73 Milliarden € jährlich und sind in im Vergleich zu den Ausgaben für alle physiotherapeutischen Maßnahmen im letzten Jahrzehnt überproportional gestiegen wie die Abbildung 1. verdeutlicht.

Gleichzeitig gibt es einen HTA-Bericht (HT19-01), den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beim Institut für Evidenz in der Medizin des Universitätsklinikums Freiburg in Auftrag gegeben hat und der 2021 publiziert wurde. Danach hat die MLD für die untersuchten patientenrelevanten Endpunkte keine Vorteile.

Es stellt sich also die Frage, was sind die Kostentreiber für die Verordnung von MLD. Da Tumorpatienten wie z.B. Frauen mit Mammakarzinom und auch Männer mit Prostatakarzinom zunehmend schonender operiert werden, sind die klassischen postoperativen Lymphödeme bei diesen Patienten deutlich weniger geworden. Angeborene Lymphödeme waren selten und sind es weiterhin. Die Mehrzahl der MLD muss also für Patienten mit nicht typischen lymphödematösen Krankheitsbildern verordnet werden. Wie diese Verordnungen medizinisch begründet sind und ob sie den Patienten effektiv helfen, ist unklar.

Wenn man sich die Größe des Verordnungsvolumens in 2022 von 1,73 Milliarden € anschaut und die dazugehörige Wachstumsrate, ist es vollkommen unverständlich, dass die GKV und auch das IQWiG sich nicht mit der Frage der Ursachen dieser Wachstumsrate beschäftigt. Leider habe ich bisher bei den gesetzlichen Krankenkassen keinen Ansprechpartner mit offenen Ohren für dieses Thema gefunden.

 

Abb. 1: Ausgaben für alle Physiotherapien und für MLD zu Lasten der GKV in Deutschland in den letzten Jahren.

 

 


 

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Ausgaben für Lymphdrainage steigen weiter