Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) hat am 4. Juni 2025 die aktualisierte Fassung des Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ publiziert. Diese zweite Aktualisierung des etablierten Expertenstandards bezieht auf Basis einer wissenschaftlichen Literaturstudie alle relevanten aktuellen Entwicklungen in der pflegerischen Wundversorgung mit ein und bietet der professionellen Pflege, unabhängig vom jeweiligen Pflegesetting, eine praxisnahe Handhabe für die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden.
Der multiperspektivische Ansatz
Im Jahr 2009 erschien erstmals ein bundesweit gültiger DNQP-Expertenstandard zum Thema Chronische Wunden. Für diese Standards sind – analog zu ärztlichen Leitlinien – regelmäßige Aktualisierungen obligatorisch, entsprechend erfolgte bereits im Jahr 2015 eine Überarbeitung, die im Wesentlichen durch dieselbe Expertengruppe durchgeführt wurde. Für die zweite Aktualisierung wurde die Teilnahme allerdings bundesweit neu ausgeschrieben. Die neu konstituierte Expertengruppe nahm im Oktober 2023 ihre Arbeit auf. Die 15 beteiligten Fachexperten kamen aus allen Pflegesettings, in denen Menschen mit chronischen Wunden versorgt werden – zudem waren auch die ärztliche und die Betroffenenperspektive abgebildet. Als wissenschaftliche Leitung konnte der Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Steve Strupeit von der Universität Greifswald gewonnen werden. Bis zum Herbst 2024 wurde eine Vorabversion des Standards erarbeitet, die anschließend in eine Konsultationsphase ging, die sich bis bis zum Frühjahr 2025 erstreckte. Hier hatte die Fachöffentlichkeit Gelegenheit, in die Arbeitsergebnisse Einblick zu nehmen und sich entsprechend in schriftlichen Statements zu positionieren. Unter Einbeziehung des fachlichen Rücklaufs wurde die vorläufige Konsultationsfassung nochmals überarbeitet und liegt jetzt in der finalen Fassung vor.
Es ist niemals nur die Wunde allein
Die Expertengruppe betont bereits in der Präambel, dass es sich bei den im Standard thematisierten Wunden generell um „Folgeerkrankungen einer chronischen Grunderkrankung“ handelt, die entsprechend im Rahmen der Versorgung in den Blick zu nehmen sind. Zudem legt diese zweite Aktualisierung des Expertenstandards einen besonderen Schwerpunkt auf mögliche wund- und therapiebedingte Beeinträchtigungen, die aus Sicht des Betroffenen oft im Vordergrund stehen und ihn manchmal mehr belasten, als die Wunde selbst. Entsprechend wurden im Vergleich zu den beiden Vorgängerversionen die Texte zur Einschätzung der Wunde und auch die Abschnitte, die sich mit der eigentlichen Wundversorgung befassen, eingekürzt. Für diese Thematiken verweist der Expertenstandard jetzt auf die jeweiligen zur Verfügung stehenden Leitlinien und verzahnt sich damit entsprechend mit dem aktuellen fachlichen Diskurs. Zudem wird die Bedeutung einer adäquaten wundbezogenen Expertise unterstrichen, die sich Pflegekräfte im Rahmen von Fachweiterbildungen aneignen können, beispielsweise bei bundesweit angebotenen Wundexpertenkursen, die durch die Initiative Chronische Wunden e. V. zertifiziert sind und entsprechend auf einem aktuellen Curriculum basieren.
Die aktualisierte Fassung des Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ ist als Druckwerk auf der Website des Deutschen Netzwerks zur Qualitätsentwicklung in der Pflege www.dnqp.de bestellbar.
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